Werkzeugkofferunter 100 Euro im Test | MOTORRADonline.de

2022-08-12 17:41:40 By : Ms. Lisa Kong

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Ein kompletter Werkzeugsatz für unter 100 Euro – im Ex­trem­fall sogar 949 Teile für knapp 90 Euro. Die Welt der Werkzeugkoffer ist eine magische. Taugen die Schnäppchen-Angebote für elementarste Anforderungen, oder ist alles nur fauler Zauber?

In Zeiten von Ü-100-Euro-Stundensätzen für Werkstatt-Dienstleistungen mag sogar der eigentlich nichtschraubende Mensch auf die Idee verfallen, dass er Werkzeug benötigt. "Muss ja nichts Teures sein, so selten, wie man das vielleicht braucht", kann dann der folgende Gedanke sein. MOTORRAD testete deshalb neun Werkzeugkoffer unter 100 Euro. Die Bandbreite reicht vom handlichen 108-teiligen Werkzeugkoffer für rund 50 Euro bis zur 949-teiligen Mobil-Werkstatt in Trolley-Bauart für knapp 90 Euro. Das Endergebnis überrascht nicht wirklich: Wer für unter 100 Euro eine solide Kfz-Schrauber-Erstausstattung erwartet, muss schon sehr optimistisch sein. Immerhin lässt sich mit dem Makita-Set für überschaubares Geld eine recht ordentliche Basis schaffen. Und wer das Kfz-Thema mal außen vor lässt, bekommt mit dem günstigen Lux-Koffer ganz nette Heimwerker-Basics.

Ansonsten gilt aber der dringende Rat, lieber deutlich mehr auszugeben, um am Ende nicht doch zweimal kaufen zu müssen. Beispielsweise den Proxxon 23650 Pkw- und Universalwerkzeugkoffer – von MOTORRAD bereits mehrfach getestet. Er ist sehr durchdacht bestückt und bietet echte Markenqualität. Generell gilt: Wer einen soliden Komplett-Werkzeugsatz möchte, sollte ein Budget ab rund 200 Euro einplanen.

Wie so oft im Leben, gilt auch für Werkzeug: Wer billig kauft, kauft zweimal. Neben dem Lehrgeld für einen Ersatzkauf drohen auch noch Folgekosten für die Instandsetzung vermurkster Bauteile und im dümmsten Fall auch noch gesundheitliche Konsequenzen. Daher bereits beim Erstkauf auf Folgendes achten:

Auf den Punkt gebracht: Die tollen Bezeichnungen und Siegel helfen nur bedingt weiter, wenn sich der Laie im Laden fragt, woran er gutes Werkzeug erkennen kann. Ein paar Indikatoren und Prüfpunkte gibt es aber doch:

Wer sich noch deutlich näher mit dem Thema beschäftigen möchte, holt sich das für Laien und Fortgeschrittene gleichermaßen sehr lesenswerte und toll bebilderte Buch „Werkzeug“ von Michael Allner (Pietsch Verlag, 280 Seiten, ISBN 978-3-613-50881-1, ursprünglich 29,90 Euro, rabattiert z. B. bei Amazon aktuell 9,99 Euro).

MOTORRAD und das Schwesterblatt auto motor und sport (ams) testen zusammen, denn preissensible Wenigschrauber gibt es gleichermaßen sowohl in der Zweirad- als auch Vierrad-Fraktion. Unterstützung holten sich die Schreiber beim Werkzeughersteller Stahlwille und den Profi-Schraubern von Heller & Soltau.

Alle Testmuster wurden im März 2022 übers Internet oder im Baumarkt gekauft. Die genannten Preise sind die tatsächlich gezahlten, nicht immer die unverbindlichen Richtpreise. Die „Marktpreise“ ändern sich bei einigen Anbietern offenbar im Wochen- oder sogar Tageswechsel, wie ein internes Preis-Update kurz vor Redaktionsschluss ergab. Für die Praxiserprobung ging es in die Auto- und Motorradwerkstatt des norddeutschen Fachbetriebes Heller & Soltau in Sankt Michaelisdonn/Dithmarschen. Die Firmenchefs, Kfz-Meister Hauke Soltau und Maschinenbau-Meister Ingo Heller, legten fleißig Hand an und beurteilten die Werkzeuge in Sachen Verarbeitungsqualität, Ergonomie und Praxistauglichkeit für Arbeiten an zwei- und vierrädrigen Kfz.

Für den mehr theoretischen Testteil ging es zum Werkzeughersteller Stahlwille nach Wuppertal. Stahlwille spielt mit seinen überwiegend im Profibereich zum Einsatz kommenden HighEnd-Werkzeugen in einer völlig anderen Qualitäts- und Preis-Liga und konnte das Thema daher ohne „Wettbewerber-Bashing“ mit aller gebotenen Neutralität angehen. Schulungsleiter Andreas Kolfhaus und sein Kollege Patrick Galla, Teamleiter der Qualitätssicherung, unterstützt von ihrer Kollegin Anja Stenzel (Leitung Produktmanagement und Entwicklung Handwerkzeuge), sichteten ausführlich alle Werkzeuge und machten den Redakteur auf Auffälligkeiten aufmerksam. Zudem unterzogen sie die 3/8- bzw. 1/2-Zoll-Knarren sowie die 10er-Maulschlüssel Prüfstandsversuchen.

Passionierten Auto- und Motorradschraubern sagen Werkzeughersteller wie Gedore und Hazet natürlich etwas. Und auch die ebenfalls im Bergischen Land produzierenden Zangen-Profis von Knipex dürften den meisten Selbermachern geläufig sein. Doch wenn der Markenname Stahlwille auftaucht, kommt mancher ins Straucheln. Das lässt sich ändern.

Das Bergische Land ist eine der regenreichsten Regionen Deutschlands. Neben viel Wasser(kraft) gab es dort auch immer viel Holz und Eisenerz. Damit ließ sich bereits im Mittelalter prima Eisen und Stahl herstellen, und so wurde im Laufe der Jahrhunderte die Region rund um Remscheid zum Zentrum der deutschen Werkzeugindustrie. 1862 gründete der 25-jährige Eduard Wille im benachbarten Cronenberg (seit 1929 ein Stadtteil von Wuppertal) eine für die damalige Zeit hochmoderne Gesenkschmiede, aus der bereits zur Jahrhundertwende ein renommierter Werkzeughersteller entstanden war. 160 Jahre später ist Stahlwille immer noch im Familienbesitz und produziert immer noch am gleichen Standort Werkzeuge. Seit Mitte der 1990er- Jahre gehört auch noch ein Betrieb in Thüringen zum Unternehmen. Stahlwille beschäftigt über 600 Mitarbeiter und exportiert über 60 Prozent seiner Made-in-Germany-Produkte in weltweit über 90 Länder. Das Portfolio umfasst neben Schraubenschlüsseln, Drehmomentwerkzeugen und -prüfgeräten, Steckschlüsseln und Knarren Schraubendreher, Zangen, Feilen, Kfz-Spezialwerkzeuge, Werkstatteinrichtung und Werkstattwagen. Den Automotive-Bereich bespielen andere deutsche Werkzeughersteller wie Hazet noch intensiver und haben dort wohl auch einen höheren Bekanntheitsgrad. Stahlwille ist dafür u. a. in der Luft- und Raumfahrttechnik sehr stark vertreten und gehört zu den innovativsten Unternehmen, wenn es um Drehmoment-Technik geht. So erhielten die Wuppertaler 1997 als erster deutscher Drehmomentschlüssel-Hersteller die Akkreditierung des Deutschen Kalibrierdienstes und damit die Lizenz, Kalibrierscheine auszufüllen. Das historische Kontor auf dem Betriebsgelände in Wuppertal-Cronenberg ist heute ein modernes Schulungszentrum, das auch Externen Schulungen anbietet. Informationen dazu und sehr viel Wissenswertes rund ums Thema Werkzeug und auch zur Werkzeugpflege sind im Internet unter www.stahlwille.de zu finden.

Fazit: Qualitätsmäßig vielleicht nicht ganz das, was man von Makita-Profiwerkzeugen ansonsten erwartet, aber im Testfeld trotzdem ganz vorn. Die Bestückung ist nicht ganz zu Ende ­gedacht, als Basis-Ausstattung aber völlig okay.

Fazit: Damit lässt sich im Hobbybereich ­durchaus arbeiten, die Verarbeitung ist weitgehend recht ordentlich. Einige Detailschwächen verderben aber ein besseres Ergebnis.

Fazit: Als Universal-Werkzeugsatz für DIY-Einsteiger ist das OBI-Hausmarkenprodukt durchaus eine Kauf-Überlegung wert – Preis/Leistung stimmen. Bei ernsthaften Arbeiten im Kfz-­Bereich kommt es aber doch schnell an Grenzen.

Fazit: Die Verwandtschaft zum Connex-Produkt lässt sich bei einigen Werkzeugen nicht ganz leugnen, doch unterm Strich gibt’s hier für das gleiche Geld etwas mehr. Von einem guten Kfz-Werkzeugkasten aber noch weit entfernt.

Fazit: Prinzipiell eine ordentliche Bestückung mit guten Detaillösungen, aber beim Finish mangelt es, und in Sachen Verarbeitungsqualität gibt es starke Schwankungen. Langt trotzdem für einen Platz im oberen Testfeld-Drittel.

Fazit: Details wie Kennzeichnung und Werkzeugsicherung sind gut gemacht, die Verarbeitung ist für die Preislage gar nicht so schlecht, aber eine praxisgerechte Bestückung sieht dann zumindest für Kfz-Arbeiten ganz anders aus.

Fazit: Sieht auf den ersten Blick üppig und durchaus praxisgerecht bestückt aus, erweist sich in der Kfz-Praxis aber als nur bedingt tauglich und hat massive Verarbeitungsschwächen. Ein nicht unerheblicher Teil ist nur Füllmaterial.

Fazit: Massive Verarbeitungsschwächen (u. a. Entgratung) treffen auf eine wenig praxistaugliche Bestückung – und das bei einem Anbieter, der hauptsächlich Kfz-Zubehör vertreibt. Magnetschale und Magnetheber sind aber nett.

Fazit: Im Testfeld das mit sehr großem Abstand schlechteste Produkt. Im wackeligen Trolley sind zwar sehr, sehr viele Teile zu finden, deren Pra­xistauglichkeit ist aber äußerst begrenzt. Die Kabelbinder sind aber durchaus zu gebrauchen.

Das Endergebnis überrascht nicht wirklich. Wer für unter 100 Euro eine solide Kfz-Schrauber-Erstausstattung erwartet, muss schon sehr optimistisch sein. Immerhin lässt sich mit dem Makita-Set für überschaubares Geld eine recht ordentliche Basis schaffen. Und wer das Kfz-Thema mal außen vor lässt, bekommt mit dem günstigen Lux-Koffer ganz nette Heimwerker-Basics. Ansonsten gilt aber der dringende Rat, lieber deutlich mehr auszugeben, um am Ende nicht doch zweimal kaufen zu müssen.

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